Nicole hatte es eilig und wollte unbedingt ein paar Tage früher auf die Welt. Es war ein Dienstag (28.09.1982). Abends gegen 22:30 Uhr waren wir im Krankenhaus angekommen und dann ging es sehr schnell.
Um 23:50 Uhr ist sie auf die Welt gekommen. Sie war  49 cm gross
und 2.900 gr. schwer.

Anfangs hat sie überhaupt nicht geschrieen und musste beatmet werden. Hielt sie nur kurz im Arm, sie kam sofort in die Kinderklinik. Ich durfte erst zwei Tage später sie besuchen und es ging ihr schon besser, es bestand nur noch der Verdacht auf Gelbsucht.

Nach 9 Tagen durfte ich Nicole mit nach Hause nehmen. Wir waren überglücklich sie jetzt bei uns zu haben.

Nach 6 Monaten ging ich wieder arbeiten. Tagsüber war sie bei meinen Eltern und abends bei uns.

Mit 3 Jahren kam sie in den Kindergarten, was ihr am Anfang nicht
gefiel. Sie wollte immer wieder mit nach Hause. Nach einiger Zeit hat
sie sich aber eingelebt und ging gerne dorthin.

Während dieser Zeit musste Nicole an den Polypen operiert werden. Sie musste eine Nacht im Krankenhaus bleiben, ich blieb natürlich bei ihr.

Mit fast 7 Jahren wurde sie eingeschult. Während dieser Zeit sind wir in unsere eigene Wohnung umgezogen.

Nach der Grundschule ging sie aufs Gymnasium. In der 8. Klasse wechselte sie auf die Realschule, da sie mit den Lehrern nicht zu recht kam. Sie sagte damals, „ich brauch doch kein Gymnasium – ich werde eh nie studieren“.

Im Jahr 1997 feierte Nicole ihre Konfirmation. Man hatte sie nach der Kirche vergessen mit in die Gaststätte zu nehmen. Das hat sie uns immer und immer wieder vorgehalten. „Ihr habt mich damals vergessen.“

Nach dem erfolgreichen Abschluss der mittleren Reife begann sie ihre Ausbildung bei der LVA in Stuttgart zur Kauffrau für Bürokommunikation.

Nach der Ausbildung wurde sie nach Heilbronn versetzt, worauf sie
sehr stolz war.

Im Jahr 1999 musste sie sich von ihrem geliebten Opa verabschieden und im Jahr 2000 von ihrer geliebten Oma.

Nicole hat das sehr getroffen, da Oma und Opa jeden Tag für sie da waren. Es verging kein Tag an dem Nicole nicht bei ihnen war, wenn auch nur kurz oder wenn sie zusammen telefonierten.

In diesem Jahr lernte sie Markus kennen.  Sie waren 5 Jahre zusammen.

Im Dezember 2004 hat sich Nicole ihren lang ersehnten Wunsch erfüllt, ihr eigenes Auto. Wie war sie stolz, endlich ihren Peugeot 206 zu haben. Für sie ging ein Traum in Erfüllung.

Mitte des Jahres 2005 lernte sie Sascha kennen und lieben.

Wir hatten am Anfang große Meinungsverschiedenheiten, da sie während dieser Zeit noch mit Markus zusammen war.

Sie hat sich dann für Sascha entschieden und war überglücklich. Sie lernte eine andere Art von Liebe kennen.

Im Juli 2005 klagte sie öfters über Schmerzen im Knie und ging zum Orthopäden. Der röntge ihr Knie und meinte es ist der Meniskus und sie soll Fahrrad fahren. Es wurde nicht besser und sie ging wieder zu ihm. Das Knie wurde nochmals geröntgt – wieder wurde nichts genaues festgestellt – er machte nur die Aussage „einen Tumor kann er ausschliessen“. Im Oktober hat er sich dann entschlossen sie in die Kernspinn zu schicken.

Am 17. Oktober 2005 war der Termin und uns wurde der Verdacht einer schlimmen Krankheit mitgeteilt.

Wir gingen von Arzt zu Arzt für weitere Untersuchungen und es wurde
eine Biopsie veranlasst.

Nach zwei Wochen langem hoffen und bangen kam dann doch die schreckliche Gewissheit, dass Nicole schwer krank ist.

Ich fragte damals den Arzt wie ernst es denn sei? Mir wurde nur mitgeteilt, ich möge Nicole darauf vorbereiten, dass sich auf eine längere Krankheitszeit einstellen muss. 

Nun begannen die Vorbereitungen wegen der Chemotherapie. Ich war
mit Nicole 5 Tage unterwegs bei Untersuchungen.

Dann die erste Therapie (4 Tage durchgehend). Sascha war bei ihr als
sie die erste Therapie bekam.

Zuhause mussten wir ziemlich steril leben, damit Nicole keinen Infekt bekam.

Sie bekam insgesamt 6 Behandlungen bis wieder Untersuchungen anstanden und die Vorbereitung auf die OP.

Nicole ging es immer gut, benötigte ab und zu mal Blut, aber ansonsten waren wir und die Ärzte voller Zuversicht  wie sich alles entwickelt hat. .

Leider konnte die OP nicht durchgeführt werden, da die Blutwerte zum besagten OP Termin nicht in Ordnung waren.

Auch hat man damals versäumt die nötigen Unterlagen für die OP rechtzeitig weiterzuleiten.

Wir mussten wieder warten.

Man hat sich dann entschlossen die Therapie fortzuführen. War für uns auch nicht so sehr beunruhigend, da die Aussage kam die OP ist nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.

Ab da mussten wir immer länger warten bis die Blutwerte wieder in Ordnung waren.

Die Abstände zwischen den Therapien wurden immer länger, was natürlich nicht sehr gut war.

Danach hat man sich zur Bestrahlung entschlossen.

Die Bestrahlungen hat Nicole sehr gut vertragen und nach Beendigung haben uns die Ärzte wieder Mut gemacht.

Mitte Juli ging es ihr etwas schlechter. Sie kam ins Krankenhaus. Es war der 20. Juli 2006.

Wieder bekamen wir nur die Aussage es hat sich in der Lunge etwas festgesetzt was man lösen muss. Sie wird ca. 1 bis 2 Wochen im Krankenhaus sein.

Am 27.07.2006 um 3:50 Uhr ist Nicole in unseren Armen
eingeschlafen.

Ich frag mich immer wieder:
Warum haben die Ärzte uns nicht von Anfang an richtig informiert?
Warum hat man diese Krankheit zu spät erkannt?
Warum war man zu uns nicht ehrlich und aufrichtig?

Heute weiss ich was für eine Art von neuer Liebe sie da fand
und meinte – sie bekam von Sascha sehr viel Wärme,
Verständnis und Fürsorge.
Er war immer für sie da.

Nicole – ich danke Dir für Deine liebevolle Art,
für Deine Hilfsbereitschaft und Deiner Liebe mir gegenüber.
Vor allem für Deinen Lebenswillen
und Deine Kraft gegen diese Krankheit zu kämpfen.

Ich liebe Dich – vermisse Dich unendlich
 

Deine Mami